Käthe & Günter: Liebe so hart wie ein Diamant
Unser Kamerad und Ratsmitglied Frank Spielmann hielt zum Ehrentag in offizieller Funktion für unsere Stadt eine bewegende und mit vielen Informationen gespickte Rede. Kommen Sie mit auf eine kleine Zeitreise…
„Liebes Jubelpaar, liebe Käthe, lieber Günter, liebe Familie Tümmers, liebe Schützenkameradinnen und -kameraden, meine sehr verehrten Damen und Herren,
wie beginnt oder überschreibt man ein solches Ehejubiläum?
Nun, da ich die beiden schon sehr langen kenne – die beiden mich vermutlich noch länger – musste ich nicht lange überlegen.
Mir kamen hier zwei Überschriften in den Sinn:
„Bescheidenheit ist der Maßstab des Handelns.“
„Ein Leben für die Familie und das Düsseldorfer Brauchtum.“
Wenn man sich überlegt, was das für Zeiten waren, als sie sich kennen lernten. Heute wäre so etwas ohne drei Mal Burnout, Psychotherapeuten und fünf Scheidungen vermutlich gar nicht mehr möglich.
Die Menschen von damals haben uns Jungen einiges voraus. Sie haben erkennen müssen, dass es nur miteinander und mit der Bereitschaft ging, für die Sache oder die Familie auch mal einen Schritt zurückzutreten. Man brauchte einander um zu überleben. […]
Ich sagte es gerade schon, ‚was waren das für Zeiten?‘
Der braune Spuk war vorbei. Eintausend Jahre dauerten Gott sei Dank nur zwölf. Die Menschen hungerten. Und so kam es, dass die beiden zum ersten Mal Tuchfühlung aufnahmen: auf einem Ratinger Bauernhof. Beide hatten den Plan, dass es bei den Bauern in der Umgebung etwas zu Essen gab. Und so kam es, dass Käthe als Küchenhilfe und Günter als Erntehelfer auf diesem Hof anheuerten.
Der Plan wurde durch die Schwarzmarktambitionen des Bauern jedoch durchkreuzt, so dass für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nur Reste überblieben.
Käthe und Günter sahen schnell ein, dass man hier diesen Plan nicht verwirklichen konnte und kündigten. Beide gingen wieder eigene Wege, obwohl Käthe Günter damals schon als ziemlich „cooles Kerlchen“ ansah. So würde man es vermutlich heute formulieren.
Käthe fand eine Anstellung in einer Kammgarnspinnerei und Günter arbeitete von nun an bei einem Abbruchunternehmer. Wir erinnern uns: Die Spuren des 1.000-jährigen Reiches mussten beseitigt werden. Und es gab da reichlich zu beseitigen – nicht nur Steine.
Durch Günters Schwester Else, welche mit Käthe befreundet war, kam es, dass sich beide wieder sahen. Damals hätte ein Staatsanwalt sicherlich noch den Straftatbestand der Kuppelei gesehen. Aber zum einen wäre dies bis heute längst verjährt und zum anderen ist der ganze Paragraph irgendwo in den letzten 60 Jahren verloren gegangen. Danke Else, sonst wären wir heute hier nicht so nett beisammen.
Ab 1948 konnte man wohl von einer festen Beziehung sprechen. Bis 1950 wurde gegenseitig geprüft, ob das auch alles so seine Richtigkeit hat und dann ging es rund.
1950 ging es zur Aufgebotsbestellung zum Standesamt auf die Inselstraße. Günter arbeitete bei einer damals noch großen Brauerei in Düsseldorf und war offensichtlich von den Herstellungsverfahren so fasziniert, dass er zur Aufgebotsbestellung zu spät erschien. Er kam dann doch und Käthes Vater Hubert und Käthe selbst konnten sich wieder etwas beruhigen.
Ostersamstag 1950 bzw. im Jahr 1950 passierte so Einiges:
– VfB Stuttgart wird Deutscher Meister
– die ARD wird gegründet
– Persil wäscht wieder weiß
– Nick Knatterton erscheint
– Sonja Ziemann und Rudolf Prack erhalten den BAMBI
– in Düsseldorf gibt es keine Lebensmittelmarken mehr
– die erste Deutsche Funkausstellung findet in Düsseldorf statt
Und ja, noch was:
Richtig! Die Hochzeit von Käthe und Günter fand am Ostersamstag statt. Bescheiden waren die Feierlichkeiten. Kartoffelsalat, Würstchen und reichlich Bier. Denn Günter war ja bei einer Brauerei beschäftigt. Somit waren Spaß und Freude garantiert. Also beste Wegbegleiter in eine glückliche Ehe.
Am 28. Juni 1950 kam Sohn Dieter zur Welt. Am Donnerstag vor Beginn der Derendorfer Kirmes. Vermutlich hat er sich so beeilt, damit er diese schon ganz mitmachen konnte.
Am 16. Februar 1952 war mit Sohn Günter – am Dienstag vor Karneval – die Familie komplett.
Es gab klare Aufgabenteilungen bei Günter und Käthes Hobbys:
Günter pflegte das Brauchtum in Form von Tambour-Corps, Hermann-Löns-Kompanie, Fußball und einem Karnevalsverein.
Käthe war die Frau im Hintergrund, die dafür sorgte, dass zunächst Günter und später die beiden Jungs immer sauber, adrett und gut gelaunt waren.
Günter war jedoch nicht nur auf Brauchtums-Tour, sondern sorgte auch in vorbildlicher Weise für die Familie. […]
Somit waren mehr oder weniger über Nacht die ersten 25 Jahre rum und man feierte 1975 Silberhochzeit.
– man wurde nunmehr mit 18 volljährig
– der Baader-Meinhof-Prozess wurde eröffnet
– Franco stirbt
– DEG wird zum drittem Mal Meister
– Klaus Bungert wird Oberbürgermeister
– das Florence-Nigthingale-Krankenhaus wird eröffnet
– der Flughafen erhält eine S-Bahn-Anbindung
– und es gab noch Fußball-EM-Spiele in Düsseldorf: Griechenland/Deutschland 1:1
Aber nicht nur das passierte. Auch waren aus der einen Hose fürs Tambour-Corps längst drei geworden. Käthe setzte sich auch einmal richtig durch, da sie Sorge um Günter hatte: Auf Grund von Verletzungen, die sich Günter beim Fußball zugezogen hatte, musste er ins Krankenhaus. Käthe nahm seine Fußballschuhe und lackierte sie mit Goldbronze, damit sie Günter endlich an den Nagel hängen konnte. Dies tat er dann auch und wurde… Schiedsrichter. Also nur ein Teilsieg für Käthe. Wer jedoch Günters Willen kennt, weiß, dass es dennoch ein großer Sieg für Käthe war.
25 Jahre sowie zwei Enkelinnen und Enkel später wurde dann Goldhochzeit gefeiert. Das war…
Richtig! Im Jahr 2000.
– Johannes Rau wird Bundespräsident
– der DFB wir Hundert (nein, Günter war nicht Gründungsmitglied – ich glaube das ärgert ihn auch ein wenig…)
– Bayern München wird Meister
– EXPO 2000 eröffnet in Hannover
– Frankreich wird Europameister
– Christoph Daum hat Schnupfen
– Harry Potter erscheint
– das ARAG-Hochhaus hat Richtfest
– Jupp Schäfers stirbt
– der IC-Bahnhof am Flughafen geht in Betrieb
– das Münsterbad wird wieder eröffnet
Es wurde, neben diesen erwähnten unwichtigen Ereignissen, auch wieder im Hause Tümmers gefeiert. Mit Freunden, Weggefährten und der Familie, die in dieser langen Zeit immer im Mittelpunkt gestanden hat.
2003 wurde dann das Familienglück noch mit einer Urenkelin gekrönt.
Heute, 2010, stehen viele von uns wieder hier unter dem Namen Freunde, Weggefährten, Familie etc. und sind stolz darauf dies sein zu dürfen.
Ihr beiden habt alles richtig gemacht in den 60 Jahren. Sonst stünden wir heute nicht hier und würden uns mit Euch freuen. Wir freuen uns auf die nächsten Jahre mit Euch. Wir freuen uns darauf, noch viele von den eben aufgezählten Ereignissen mit Euch feiern und erleben zu können.
Ich stehe heute hier in offizieller Funktion für unsere Stadt. Ich darf Euch heute, nachdem wir einen Rückblick auf Euer Lebenswerk halten durften, die besten Glück- und Segenswünsche von Oberbürgermeister Dirk Elbers, Rat und Verwaltung überbringen. Es macht mich stolz dies heute für Euch beide tun zu dürfen und meine ganz persönlichen Glückwünsche mit in diese offizielle Ehrung mit einbringen zu dürfen.“
„Nochmals herzlichen Glückwunsch und alles Gute für Eure gemeinsame Zukunft.“